Was versteht man unter Rating?
Unter Rating versteht man die skalierte Einstufung der Bonität eines Unternehmers oder Verbrauchers. Ratings sind wichtige Risikoindikatoren für Banken und Kernelement der bankinternen Risikosteuerung, aber auch in anderen Wirtschaftszweigen bedient man sich dieser Kennzahlen, um das Risiko eines Forderungsausfalles (Delkredererisiko) einzuschränken.
Banken sind gesetzlich verpflichtet, bei Geschäftsanbahnung bzw. jährlich bei bestehenden Kreditkunden ein Rating zu ermitteln. Das quantitative Bankenrating, welches sich aus betriebswirtschaftlichen und finanzbuchhalterischen Faktoren (hard facts) errechnet, wird um Kontobewegungsdaten (zB. Überziehungsverhalten) und qualitative Faktoren (soft facts) ergänzt. Bei Letzteren handelt es sich etwa um die Qualifikation des Managements, vorhandene Finanzplanung oder allgemeine Branchenrisiken.
Wie kann ich das Rating bei meiner Bank verbessern?
Das Quantitative Rating wird vom Eigenkapital und der Ertragskraft eines Unternehmens, aus welcher sich unter anderem die Entschuldungsdauer eines Unternehmens ableiten lässt, dominiert. Die Rentabilität lässt sich durch verschiedene betriebswirtschaftliche Maßnahmen verbessern. Oft ist es empfehlenswert, einen externen Berater zu konsultieren, wofür in Einzelfällen auch Fördermittel zur Verfügung gestellt werden.
Um die Eigenkapitalquote zu verbessern, bietet sich das Finanzierungsinstrument Factoring (Verkauf fälliger Lieferforderungen an eine Factorbank) an, welches die Bilanzsumme verkürzt und liquiditätssteigernd wird. Auch Leasinggeschäfte erzielen positive Effekte hinsichtlich des Eigenkapitals und können im Falle von sale und lease back notwendiges Kapital zuführen.
Generell sollte man Finanzierungsstruktur und Eigenkapitalquote im Auge behalten, zumal sie die Stabilität eines Unternehmens zum Ausdruck bringen. Als Alternative oder in Ergänzung zum klassischen Bankkredit bieten sich Nachrangdarlehen oder Beteiligungsfinanzierungen an. Beide heben die Eigenkapitalquote. Will man sich keine Beteiligungspartner an Bord holen, kann man bei einer Förderbank eine stille Beteiligung beantragen. Dabei handelt es sich um meist nachrangiges Mezzaninkapital, eine Mischform aus Fremd- und Eigenkapital, welches die Abgabe von Geschäftsanteilen nicht notwendig macht.
Wichtig ist, dass man ein kooperativer Gesprächspartner ist und den Banken verlässlich und rechtzeitig wirtschaftliche Unterlagen oder sonstige geschäftlich relevante Information zur Verfügung stellt und die Liquidität so plant, dass der Kontorahmen nicht ständig am Limit aushaftet oder gar überzogen ist, da beides als Warnhinweis zu einer starken Herabstufung der Bonität führen kann.
Wie kann ich mein Rating bei Gläubigerschutzverbänden und Wirtschaftsauskunfteien positiv beeinflussen?
Im Gegensatz zu Banken bedienen sich andere Wirtschaftsteilnehmer, wie zum Beispiel Telekommunikationsanbieter, der Bonitätsindikatoren bzw. Scorings von Wirtschaftsauskunfteien oder Gläubigerschutzverbänden (Kreditschutzverband, Creditrefom, etc.), um das Risiko eines Forderungsausfalles eines Geschäftspartners einzuschätzen und sich dagegen abzusichern. Auch der Risikoindikator einer Wirtschaftsauskunftei bildet die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalles ab. Der Indikator verarbeitet unterschiedliche Warnhinweise und sucht zu diesem Zweck bonitätsrelevante Informationen aus verschiedenen Quellen. Es werden unter anderem Informationen aus der Konsumentenkreditevidenz, Inkassodaten, Pfandrechte aus Grundbuchsauszügen, Insolvenzdaten, Bilanzdaten aus dem Firmenbuch oder Branchendaten verwertet.
Es ist generell zu empfehlen, dass man zumindest einmal im Jahr eine, meist kostenlose, Selbstauskunft bei einer Wirtschaftsauskunftei oder einem Gläubigerschutzverband einholt.
Auf dieser Basis kann man auf den Bonitätsindikator seines Unternehmens bzw. seiner Person positiv einwirken, in den man mit einem Infoexperten der quellengebenden Wirtschaftsauskunftei Kontakt aufnimmt und gezielt Informationen übergibt, welche die Bonität verbessern können. Dazu zählen aktuelle und prosperierende wirtschaftliche Unterlagen oder unterjährige Saldenlisten mit positiven Vergleichswerten oder Kopien von Kontoauszügen, etwa von Finanzamt und ÖGK zur Transparentmachung eines ordentlichen Zahlungsverhaltens. Auch die Vorlage eines vernünftigen Liquiditätsplanes kann zum Erfolg führen.
Generell kann man durch sorgsames Verhalten seine Bonität verbessern, indem man Zahlungsziele einhält oder seine Vertragspartner rechtzeitig über einen möglichen Zahlungsverzug informiert, eine laufende Finanzplanung durchführt, Controlling Prozesse implementiert oder sich von Experten beraten lässt.
Mag. Stefan Taffent
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